FM: Eine Disziplin kämpft mit der Zukunft
Auch das Facility Management wird immer mehr zur datengetriebenen Disziplin. Vom Image des besseren Hausmeisters kann es sich dennoch schwer lösen. Gemeinsam stellt das die Branche vor Probleme: Ihr gehen die Nachwuchskräfte aus.
„Im Facility Management zeichnet sich ein erheblicher Mangel an Arbeitskräften ab. Die Branche muss dringend neue Talente anziehen.“ Das ist ein Ergebnis einer globalen Studie der beiden Verbände IFMA (International Facility Management Association) und RICS (Royal Institution of Chartered Surveyors), bei der mehr als 2.500 Facility Manager weltweit befragt wurden. Und die müssen es wissen. Auch die österreichische Branche steht vor dem Problem, wobei sie bemerkenswerterweise schon vor fast einem Jahr die Nachwuchssorgen im Zuge des FM-Days mit dem Motto „Generationen“ thematisiert hatte. Dabei wäre das Facility Management ja ein hochspannender Zweig. Tja, bloß ist das Image ein anderes. „Bislang wird das Facility Management oft als eine Art ‚Hausmeistertätigkeit‘ abgetan. Darin liegt auch die Erklärung für die Probleme, die die Branche bei der Suche nach jungen Nachwuchskräften hat. Doch genau die braucht sie, um altersbedingte Abgänge auszugleichen“, meint Ralf Pilger, Geschäftsführer der WISAG Gebäudetechnik Hessen und deutscher RICS-Sprecher für den Bereich FM. Als Ausweg sehen die Verbände, die wahre Bedeutung des FM stärker hervorzukehren – nicht die operationalen Dienstleistungen wie Reinigen oder Wartungen, sondern die strategische Komponente, der Beitrag des FM zur Produktivität ganzer Firmen und Organisationen. Wobei, die Forderung ist nicht ganz neu, es ist vielmehr ein Ur-Problem dieser Disziplin: Während die einen über Dumping in der Vergabe von Reinigungsleistungen diskutieren, arbeiten die anderen an Normen für die Betreiberverantwortung und wieder andere untersuchen abstrakte strategische Managemententscheidungen. Alles ist FM. In der Kommunikation nach außen ist das aber schwer und oft genug auch innerhalb der Branche. Andererseits: Gerade diese Vielseitigkeit macht FM so spannend.
Und dann auch noch BIM
Und nun kommt auch noch die Digitalisierung daher. Sie macht es nicht einfacher, wie das Beispiel BIM (Building Information Modeling) zeigt. BIM selbst ist im Prinzip auch simpel. Es vereinfacht – konsequent angewendet – die komplexen Aspekte von Planung, Bau und Betrieb eines Gebäudes, reduziert Fehleranfälligkeit, macht Kosten transparent, steigert die Geschwindigkeit von Prozessen und stärkt die Zusammenarbeit aller am Projekt Beteiligten. Das ist genau das, was das Facility Management immer schon gefordert hat. Klar, BIM ist derzeit auch für Planer und Architekten (auf dieser Ebene wird es auch hauptsächlich diskutiert und weniger für die Betriebsphase) noch Zukunftsmusik, alle reden davon und niemand wendet es wirklich großflächig an. Noch. Die Zeiten werden sich rasch ändern und im Zuge der zunehmenden Vernetzung von intelligenten Gebäuden und der Entstehung von „Smart Cities“ bekommen die Daten in der Betriebsphase eine immer wichtigere Rolle, wie das aktuelle Whitepaper „Building Information Modeling – BIM“ des Marktforschungsunternehmens Lünendonk & Hossenfelder, Mindelheim zeigt (kostenlos unter www.bimmobilie.de erhältlich).
Wo bleibt das FM?
FM ist eigentlich die letzte Phase bei BIM, die von den Daten profitieren kann, mit ihnen aber auch richtig umgehen muss. Übersichtlich wird das Ganze anhand des 7D-Modells. Es enthält neben dem dreidimensionalen virtuellen Gebäudemodell auch die Faktoren Zeit (4D), Kosten (5D), Lebenszyklusaspekte (6D) sowie Betriebsdaten (7D). Die letzten beiden Dimensionen ermöglichen vor allem einen nachhaltigen Betrieb des fertiggestellten Gebäudes. Bei 6D werden Lebenszyklusaspekte wie Gebäudebewirtschaftung und Abriss berücksichtigt – auch um Nachhaltigkeitszertifikaten zu entsprechen. Für 7D-BIM werden schließlich Betriebsdaten in BIM erfasst und somit Wartung und Reparaturen transparent gemacht, was Kostenverursacher aufdecken kann.
Man braucht kein Technikexperte zu sein, um zu verstehen, was da an Potenzial schlummert. Genau jetzt wären richtig gute Leute gefragt, die solche Themen anpacken. Und das hat wenig mit Reinigung oder Hausmeistertätigkeiten zu tun.
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