Rolletts Radar

Chefredakteur Heimo Rollett fasst für die IMMOBILIENWIRTSCHAFT aktuelle Innovationen der Branche zusammen.

Wir können zum Mond fliegen und das Weltklima simulieren – aber nach wie vor ist die Speicherung von Strom das große Thema. Oder wie lange hält Ihr Smart­phone-Akku? Die gute Nachricht ist zumindest, dass das Speichern immer günstiger wird, etwa für Solarstrom. Kleine Speicher mit einer Nennkapazität bis 10 Kilowattstunden kosten derzeit rund 40 Prozent ­weniger als noch vor vier Jahren. Größere ­Speicher mit einer Nennkapazität bis 30 Kilowattstunden sind sogar um mehr als 50 Prozent günstiger geworden. Apropos Solar. Das österreichische Unternehmen LEDON hat eine neue autarke Außenbeleuchtung auf den Markt gebracht. Es soll Licht an Orte bringen, die sich bisher nicht zu vertretbaren Kosten damit versorgen ließen oder wo es technisch nicht realisierbar war. Die 4,50 Meter hohe, einarmige Leuchte heißt Lediva, über ein eigens entwickeltes Online-Tool kann die ­Leuchte vom Kunden selbst optimal konfiguriert werden. Nach Eingabe der erforder­lichen Parameter wie Geo-­Position, Anordnung der Leuchten, zu beleuchtendes Objekt sowie Dauer und Intensität der Beleuchtung, berechnet die Software die bestmögliche Lösung. Es muss nicht digital sein, um innovativ zu sein. Das zeigt diese Geschichte: Stefan Hofinger und Philipp Pamminger saßen 2013 in einem südseitig ausgerichteten Wohnzimmer mit großem Fenster. Sie brüteten im wahrsten Sinne des ­Wortes darüber, wie man die Sonnen­strahlen nach draußen verbannen könnte. Und zwar mieterfreundlich, ohne am Haus bohren oder schrauben zu müssen. Eine Idee war geboren, die nur wenige Monate später als Weltneuheit Marktreife ­erlangen würde: Außenrollos zum Klemmen namens ­Blinos. So einfach kann ­Innovation sein!

Maibaum­aufstellen? Nein, die komplett autarke Leuchte aus Lustenau wird eingepflanzt.

Fragwürdige Bewertungs-Apps

Noch vor wenigen Jahren schlugen alle die Hände über dem Kopf zusammen, wenn man die Wörter online und Bewertung kombinierte. Heute gibt es bereits absolut sinnvolle Produkte dafür. Ob die jüngste App, die nun von ING-DiBa in Koopera­tion mit Sprengnetter auf den Markt für Endverbraucher geworfen wurde, da mithalten kann? Nicht sicher, denn die App verspricht, lediglich mit einem Foto eines Gebäudes seinen Schätzwert bestimmen zu können. Offizielle Beschreibung: „Dabei unterscheidet die App jeweils nach Haus oder Wohnung. Die Wertermittlung erfolgt auf Basis der erkannten Immobilienart und des Standortes. Dabei legt ImmoWert2Go ein lagetypisches Baujahr und eine durchschnittliche Wohnfläche von vergleich­baren Objekten im unmittelbaren Umfeld der fotografierten Immobilie zugrunde. Kennt der Nutzer das genaue Baujahr und die Wohnfläche, so kann er diese beiden Größen anpassen und erhält umgehend eine noch genauere Wertauskunft.“ Ob das treffsichere Ergebnisse bringt? Egal, bis Ende Mai konnte ich die App zumindest im Apple-Shop ohnehin nicht finden. Witziger finde ich da schon die schwedische Lösung des 3-D-Unternehmens wec360°. Sie wurde ursprünglich für Skanska entwickelt und ermöglicht es Bauunternehmen und Projektent­wicklern, virtuelle Führungen über zukünftige Entwicklungsgebiete anzubieten – lange bevor mit dem Bau der Gebäude begonnen wird. Die App nutzt neueste AR-Technologie (Augmented Reality oder erweiterte Realität), sodass man aus der Vogelperspektive sehen kann, wie das Gebiet nach Abschluss der Bauarbeiten aussehen wird, und sich virtuell zwischen den Gebäuden bewegen kann. Nettes Detail: Man kann sogar sehen, wie die Sonne auf die unterschiedlichen Gebäude und Viertel fallen wird. Mehr spannende Apps ­werden spätestens im Herbst bekannt, wenn die Kampagne Digital Building Solutions die besten Start-ups, die digitale und disruptive Lösungen für die Bau- und Immobilienwirtschaft anbieten oder Ideen aus anderen Industrien für diese nutzbar machen, verleiht. Der Preis und die Kampagne wurde von der IG Lebenszyklus Bau ins Leben gerufen, der Gewinner darf sich in den Start-up- und Innovationshub weXelerate einklinken.

Die Masse macht’s

Und schließlich geht das Crowdfunding munter weiter. Zuletzt hat Home Rocket das Grazer Projekt Quartier Grillweg von C&P Immobilien und der Haring Group zur allgemeinen Beteiligung ausgeschrieben. Fettes Teil: 600 Einheiten für 1.000 Bewohner sind geplant. Wer dafür Geld in die Crowdfunding-Maschine wirft, soll Zinsen in der Höhe von 6 Prozent bekommen, verspricht Home Rocket. Ausgezahlt wird halbjährlich, die Laufzeit beträgt 4,5 Jahre, das Risiko ist naturgemäß sehr hoch. Aber noch funktioniert diese ­Zusatzfinanzierung offenbar blendend.

 

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