Rolletts Radar

Chefredakteur Heimo Rollett fasst für die IMMOBILIENWIRTSCHAFT aktuelle Innovationen der Branche zusammen.

Condeco nennt sich eine Lösung zur effizienten Verwaltung von Arbeitsplätzen, die geteilt werden. Mittels Touchscreens werden die Plätze von den Nutzern gebucht und zentral gemanagt. So werden klassische Büroflächen im Nu zum (Co-)Workingcenter – ob für Mitarbeiter oder für Externe. Bisschen kompliziert, aber wer sich das anschaut und durchdenkt, wird einen Batzen Potenzial erkennen.

Miete in Bitcoin zahlen

Der Schweizer Marktführer im Bereich Serviced Apartments kündigt an, dass die Miete an allen Standorten von VISION­APARTMENTS ab sofort mit der digitalen Währung Bitcoin bezahlt werden kann. Darüber hinaus prüft das Unternehmen derzeit weitere Möglichkeiten, wie die Welt der Krypto-Finanzen im Immobilienbusiness eingesetzt werden kann. Für mehr Transparenz sorgen zwei interessante Services. Erstens die kostenlose Plattform www.bodenpreise.at, bei der man – Überraschung! – Boden­preise in ganz Österreich abrufen kann. Ob Bauland, Grünland oder Gemeinden laut Grundanteilverordnung: Auf der ersten Plattform ihrer Art in Österreich können nicht nur Juristen, Makler und Steuer­berater, sondern jeder Kaufinteressierte gratis Grundstückspreise auf Gemeinde­ebene einholen und damit aktuelle Marktwerte ermitteln bzw. erste Bewertungen tätigen. Zweitens hat jemand die Idee, ein Netzwerk von Bewertern aufzuziehen, realisiert. Faircheck nennt sich das Online-­Service, das einfach die unabhängige Bewertung von Immobilien verspricht. In der Ver­sicherungsbranche bereits etabliert, will der Anbieter aus der Steiermark nun also auch den Immo-Markt aufmischen. Die Idee: Zertifizierte Sachverständige führen in allen Regionen Österreichs Begutachtungen durch und verfassen standardisierte ImmoCheck-Gutachten. In Abhängigkeit vom Liegenschaftswert wird bereits ab 590 Euro netto ein vollständiges Kurzgutachten erstellt. Daneben wird ab 265 Euro netto ein Versicherungs­summenCheck angeboten. Der verantwortliche Immobiliensachverständige Harald Reichenbäck meint, ein solches Gutachten übertrumpfe gängige Marktwert­gutachten bzw. Verkehrswertgutachten, da der Marktwert frei von Interessen Dritter ermittelt werde (faircheck-immo.eu). Ganz andere Baustelle: Zahlreiche neue Software-Ideen sind in den letzten Wochen realisiert worden. Bereits seit letztem Jahr können Interessenten auf der Website des niederösterreichischen Fertighausherstellers VARIO-HAUS ihr Traumhaus online planen und einrichten, das habe ich schon ziemlich gut ge­funden. Jetzt können Kunden (oder auch Nicht-Kunden) auch die Kosten beim Hausbau selbst schätzen – ohne vorher mit einem Bauberater sprechen zu ­müssen. VARIO-HAUS hat dafür eigens einen Online-Kalkulator entwickelt. Auch wenn es sich nicht um die exakten Kosten handelt, endlich kann man Daumen mal Pi mit einem ungefähren Budget rechnen!

Zig Neuigkeiten für Makler

Für Makler: Viele Neuigkeiten gibt’s im Bereich Visualisierung und Besichtigungen. Den Telefonmarathon im Vorfeld von Objektbesichtigungen zu vermeiden und Besichtigungen online schneller zu koordinieren – das verspricht das Start-up timum.de. Und weiter prophezeit es: „Mit dem Online-Kalender des Unternehmens wird dieser Aufwand um bis zu 90 Prozent auf etwa eine Viertelstunde reduziert: Der Anbieter sendet ausgewählten Interessenten lediglich einen codierten Link mit vordefinierten Zeitfenstern für Gruppen- oder Einzelbesichtigungen zu. Diese können sich dann rund um die Uhr selbst ein­tragen. Alternativ kann der Anbieter den Online-Kalender auch direkt in ein Exposé einbinden und darüber laufende Terminanfragen mit wenigen Klicks bestätigen, verschieben oder absagen.“ Anschauen, wie man die zeitfressenden Besichtigungen optimieren kann, lohnt sich in jedem Fall, denke ich. „Mit Virtual Reality erfinden wir den Beruf des Maklers neu!“, ketzert Marcel Nürnberg über seine Vision des ­virtuellen Maklers. Nürnberg ist ­Gründer von ­Squarebytes, einem der vielen neuen Anbieter von ­3-D-Visualisierungen, 360-Grad-Immobilien-Touren und Ähnlichem (www.squarebytes.at). Und dann machte noch PicMyPlace mit einem scheinbar unschlagbaren Preis-Leistungs­Angebot auf sich aufmerksam. Der Makler muss dabei keinen Finger rühren und – ein gutes Argument – zahlt erst bei Ver­mittlung des Objekts. Er bekommt ­einen virtuellen Rundgang (nur für Bestands­objekte), der zumindest die Mehrzahl der Besichtigungen ersetzen soll. Was passiert da genau? Ein Profifoto­graf macht Fotos des Objekts, Experten von PicMyPlace stellen damit den Rundgang zusammen, selbst Grundrisse sind dabei online abrufbar. Kosten: 350 Euro bei Brutto-Mietzins bis 1.500 Euro oder bis 500.000 Euro ­Verkaufspreis (www.picmyplace.com).

Eine Lounge im Einkaufszentrum? In der SCS ist dieser Aufenthalts­raum mit Musikangeboten, Zeitschriften, WLAN etc. Teil des Kundenbindungsprogramms.

Eine Lounge im Einkaufszentrum? In der SCS ist dieser Aufenthalts­raum mit Musikangeboten, Zeitschriften, WLAN etc. Teil des Kundenbindungsprogramms.

Branchenschock

Die größte Überraschung aus dem Hause Roland Schmid war aber weniger dieses Rundgang-Service, als dass der Innovator gleich mal eine kostenlose ­Makler­software ins Netz schickte. Die Software namens PROMABIS beinhaltet alle wesentlichen Funktionen (Objektverwaltung, CRM) und verfügt natürlich über entsprechende Schnittstellen. Auch ein Aktivitätennachweis für den Abgeber ist auf Knopfdruck möglich. Auf sonstige Extraspielereien verzichtet sie. Einen wesentlichen Unterschied gibt es dann natürlich doch: In die Software sind sämtliche anderen Services aus dem Hause IMMOunited (Immomapping, Immovaluation etc.) integriert. Also lässt sich zum Beispiel über IMABIS schnell mal nachschauen, welche ähnlichen Objekte auf den Plattformen inseriert sind und welche Preise für sie verlangt werden. Für diese Services muss man freilich Kunde sein.

Apartment in 24 Stunden gebaut

Ach ja, haben Sie davon gelesen: In Russland hat ein 3-D-Drucker in nur 24 Stunden ein 37 Quadratmeter ­großes Haus/Mikro-­Apartment geschaffen. Kosten: 10.000 US-Dollar. Und übrigens, wer sagt denn, dass sich der Mensch dem Lebenszyklus des Hauses anpassen muss? Eigentlich sollte es umgekehrt sein: Schon vor drei Jahren hat die ­Immobilienwirtschaft ausführlich über mobile Immobilien berichtet, in ­letzter Zeit werden die Konzepte (vom Container bis zum Holzhaus) immer vielfältiger und häufiger. Zuletzt machte der österreichische Anbieter McCube von sich reden, indem er auf der ­Messe Bauen & Energie in Wien ausstellte. Coodo ist ein weiterer neuer Anbieter mobiler ­Lösungen. Und plötzlich werden auch Energielieferanten zu Immobilien­entwicklern: Urban Boxes nennen sich die intelligenten Module, die die ­Energie ­Steiermark baut. Sie sind energie­autonom, mobil und daher unterschiedlich und modular einsetzbar, zum Beispiel als Eissalon in Hochfrequenzlagen für nur wenige Wochen; als Lager, Geschäfts- und/oder Wohnraum. Für Meetings, Events und als Einsatz­zentrale. Für Co-Working­Campus und Co-Living. Als temporärer Zubau, wenn man ihn halt braucht. Auch im Waldviertel hat jemand hinterfragt, wie lange er sein Büro eigentlich braucht. Bei der AVIA Tankstation Gmünd (ja, eine Tankstelle, aber auch ein Hotel und vieles mehr) stieg die Anzahl der Mitarbeiter, und im Büro war kein Platz mehr. Also baute Chef Andreas Weber dazu – ein abbaubares Büro. Warum? Unterhalb der verbauten Fläche befindet sich ein 100.000-Liter-Dieseltank. Falls dieser einmal ausgetauscht werden muss, kann das Büro zu diesem Zweck in der Hälfte geteilt, für die Zeit des Tankaustausches weggehoben und danach wieder zurückgebaut oder auch woanders aufgestellt werden – „to go“. Weber: „Es wird beim Abbau nichts zerstört, sondern abgesteckt und weggeschraubt. Das ist so wie Legobauen für große Jungs.“ Selbst eine Demontageanleitung gibt es.

App und Schneeschaufel

Ach ja, neue Apps gibt es von der BUWOG und von Attensam. Letzteres Unter­nehmen hat aber auch eine Schneeschaufel ­erfunden. Im Ernst! Ein Mitarbeiter hat sich gedacht, es müsse doch eine bessere Schneeschaufel geben als all die, die derzeit da sind. Also hat sich Marius Dragne, ein gebürtiger Rumäne und schon seit Jahren bei dem Unternehmen beschäftigt, an die Arbeit gemacht und einen Schneeschieber entwickelt, der im September 2016 auch als Patent angemeldet wurde. Das Schneeschild ist größer als bei herkömmlichen Schaufeln, der Schnee wird eigentlich zur Seite geschoben. Nicht nur einfacher ist das Ganze, sondern auch schneller. Ein anderes Unternehmen hat Innovation institutionalisiert. 6B47 gründete ein Immovation Lab. Alle möglichen Ideen und Einfälle von Mitarbeitern werden mittels einer Mindmap-artigen, von allen Devices zugänglichen Software gesammelt und von einem Innovations-Team bewertet. In ausgewählte Ideen wird dann Zeit und Geld investiert, auch externe Partner wie Agenturen, Mit-Denker, ­Designer etc. werden engagiert. Dann soll aus der Idee ein Produkt entstehen, das bei Immobilienprojekten zum Einsatz kommt. Erste Outputs des Labs sind etwa neue Mobilitätsangebote beim Projekt Albatros, erhöhte Sicherheitsstandards dank einer Kooperation mit dem Kriminalpolizeilichen Beratungsdienst (auch schon in der Developmentphase), neue Showroom-Konzepte sowie das Konzept „Wohnen 2.0“, das den modularen Bedürfnissen (siehe mobile Immobilien) entgegenkommt.

Mit den kleinen Devices von Condeco lässt sich jeder Arbeitsplatz über ein zentrales System organisieren – so lassen sich Büros komplett neu managen.

Mit den kleinen Devices von Condeco lässt sich jeder Arbeitsplatz über ein zentrales System organisieren – so lassen sich Büros komplett neu managen.

Lounge und Loyalität

Wer hätte vor Jahren noch gedacht, dass es in Einkaufszentren Haubenlokale, Theater und Aufenthaltslounges gibt? Beeindruckend – finde ich zumindest – sind die jüngsten Maßnahmen, die die SCS in ihrem Loyalitätsprogramm anbietet. Also erstens, dass es so etwas überhaupt für Einkaufszentren gibt. Zweitens, was die da so bieten, nämlich echten Nutzen: Gratisnutzung der Badner Bahn, einen garantierten Parkplatz in einem speziellen Parkdeck, Leih-Ladegeräte für Handys und Co., Lieferung der Einkäufe nach Hause (zu ermäßigtem Tarif), sogenanntes Hands Free Shopping (also das kurz­zeitige Abgeben der Einkäufe), Vergünstigungen bei car2go und bei UBER, eine eigene Lounge zum Entspannen mit Chillout-Area, Magazinen, Musik mittels Bose-Kopfhörern, Businesscorner mit WLAN, Wickelmöglichkeit, kostenloser Kinderwagen-Verleih etc. Apropos Einkaufen. Das Neueste aus dem Zukunftslabor der ECE heißt „­Digital Mall“ und soll die Grenzen ­zwischen Online und Offline überwinden. Auf der Website des Alstertal-Einkaufs­zentrums in Hamburg lassen sich allerhand Produkte finden und reservieren, um sie dann im Shop realiter abzuholen.

Würde man nicht von einer Gipskartonwand erwarten … Eine neue Platte namens Habito macht’s möglich, auch schwere Dinge zu befestigen.

Würde man nicht von einer Gipskartonwand erwarten … Eine neue Platte namens Habito macht’s möglich, auch schwere Dinge zu befestigen.

Sharing is caring

Wer nicht kaufen will, nutzt lieber mietend: Das deutsche Unternehmen Otto hat ein Web-Service eingerichtet, über das man Haushaltsgeräte mieten kann – anstatt sie zu erwerben. Waschmaschine, Kühlschrank, Trockner und dergleichen werden nicht unbedingt neu, aber quasi neuwertig angeboten (www.ottonow.de). Drees & Sommer und das Cradle-to-Cradle-­Prinzip hatten diese Idee im B2B-Bereich ja schon mit noch viel „undenkbareren“ Baustoffen und -teilen angedacht, etwa mit Fassaden oder einzelnen Immobilien-­Bestandteilen. Apropos Baustoffe. Da könnte ich jetzt Seiten füllen mit innovativen Herstellern – die haben es echt schon kapiert. Vielleicht nur kurz ein paar. Massiv wie Stein, aber Gipskarton – so lässt sich die Produktneuheit von Rigips zusammenfassen. Habito heißt eine Platte, die so fest ist, dass selbst große Lasten einfach mit Hilfe von Schrauben und ohne Dübel montiert werden können. Auch der Schallschutz sei deutlich besser als bei klassischen Rigips-Wänden.

PSSSST!

Wo wir schon beim Thema sind. Laut kleschende Türen mag keiner. Blöd, wenn sich die Beschwerden bei der Hausver­waltung häufen. Cleveres Produkt schafft Abhilfe: Die Close-Motion-Funktion ist in das verlängerte Gehäuse des Tür­schließers integriert und erfordert kein gesondertes Bauteil. Das Design wird nicht beeinträchtigt, das System reduziert die Geräusch­entwicklung und sorgt für eine zuverlässige Einzugsdämpfung und sicheres Schließen gegen den Dichtungsdruck, verspricht der Hersteller ASSA ­ABLOY. Dabei lassen sich die Öffnungsdämpfung und -geschwindigkeit regulieren. Und noch ein Letztes im Innovations-­Stakkato. Mit einem eigentlich simplen neuen Produkt gelingt es einem Tochterunternehmen des Glasherstellers Ertl Glas aus Amstetten, die drei bisher größten Hindernisse des Markterfolgs semitransparenter Photovoltaik auf einen Schlag zu lösen: Semitransparente Zellen werden erschwinglich, in ihrem Wirkungsgrad ­effizienter und architektonisch interessant. So, und einen hab ich noch:

Objekte mit hohem Niveau

Und damit ist nicht die Höhe des Orbi ­Towers in Wien gemeint, der nun bereits Dachgleiche erreicht hat. Ich habe mir den Turm innen angesehen und finde neben den bereits bekannten Ideen vor allem die Frischluftzufuhr über eigene Kanäle spannend. Je nach Belegung kann somit genau (!) gesteuert werden, wie viel Frischluft wo eingebracht wird. Auch dass sich der Neigungswinkel des Sonnenschutzes automatisch an den Sonnenstand anpasst, macht Hoffnung auf ein sorgenfreies Arbeiten im Turm, zumal die Jalousien zwar natürlich außen, aber hinter einer Prallscheibe liegen und somit nicht bei einem in Wien nicht unüblichen Windchen automatisch hochfahren. Ach ja, das Wetter! Die Steuerung der Betonkernaktivierung greift in Zukunft auf die Wetterdaten der ZAMG zu, um die Trägheit des Systems auszutricksen. Weiters witzig: Im Stiegenhaus wird es Musik und Pulsmesser geben, damit die Leute sportlich bleiben.

 

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