Einhörner aus Österreich?
TREND PropTech
Der PropTech-Trend hat viele österreichische Kreativgeister geweckt. Neben PRICMA und dem schon länger aktiven Roland Schmid haben einige andere clevere Ideen ausgeheckt. Wir stellen drei vielversprechende vor. Der Weg, ein Einhorn, also ein Start-up mit extrem hoher Bewertung vor einem Exit, zu werden, ist zwar noch weit, aber wer weiß …
Automatisches Aufsperren für Makler
Oft gehört: Der Makler muss so viele Besichtigungen machen, wer zahlt ihm das? Die Antwort: Der letzte. Der die Wohnung mietet oder kauft, so unfair ist unser aktuelles System. Virtuelle Besichtigungen sind ein Weg, den Besichtigungsprozess effektiver zu gestalten, das österreichische Start-up Frimmo hat einen anderen gefunden.Einmal vom Makler eingeladen, kann ein Interessent sich selbst einen Besichtigungstermin (oder beliebig mehrere) auswählen und mittels Handy das Schloss zur Wohnung öffnen. Möglich wird das durch die Verknüpfung des elektronischen Türschlosses Nuki mit der Software. Nuki kann recht einfach bestehende mechanische Türschlösser in intelligente, digitale Zutrittssysteme verwandeln. Ein Knopfdruck, und die Haus- sowie die Wohnungstür öffnen sich. Die App selbst enthält hilfreiche Zusatz-Gadgets wie Wegbeschreibung, Exposé etc. Um Gottes willen, was da alles passieren kann! Zweifler befürchten bei solchen Modellen, wie sie auch in Kanada und den USA seit Jahren im Einsatz sind (dort noch nicht digital mit sogenannten Locker-Systemen, bei denen auch kein Makler bei der Besichtigung dabei ist), verwüstete Wohnungen, illegale Drogenpartys oder Clochards, die sich in der Wohnung einnisten, und sonstige Szenarien. Obwohl die Erfahrung aus Übersee zeigt, dass es eigentlich so gut wie nie zu wesentlichen Zerstörungen oder Missbrauch kommt, hat das Team von Frimmo Vorsorge getroffen. Durch ein erstes Treffen mit dem Makler gibt es eine Identifizierung; ist der Nutzer der Hausverwaltung, dem Eigentümer oder dem Makler bereits aus der Vergangenheit bekannt, kann das Treffen auch entfallen. „Eigentümer profitieren von aufschlussreichen Statistiken und kürzeren Leerstandszeiten. Makler profitieren durch Arbeitsentlastung, und die Nutzer profitieren durch einfache und schnelle Handhabung und können Besichtigungen frei, ohne Zwänge und mit genügend Privatsphäre, nutzen“, erzählt Patrick Schmidt (Firmenkundenbetreuer einer Bank), der gemeinsam mit Christian Pirkner (CEO von Blue Code) die Idee realisiert. Zu Redaktionsschluss befand sich das System in einer Testphase mit einigen großen Partnern. Die Kosten für den elektronischen Schlüssel müssen nach dem aktuellen Businessmodell die Makler übernehmen, da sie auch von der Effizienzsteigerung profitieren.
www.frimmo.at
Baudokumentation
Baustellen sind vielleicht jene Orte, an denen Missverständnisse am dichtesten anzutreffen sind. Oder es wird einfach gar nicht mitgedacht, nicht koordiniert, die linke Hand weiß nichts von der rechten. Höchste Zeit für Ordnung! Die beiden in der Immobilienbranche bekannten Köpfe Matthias Rant und Gerhard Schuster haben daher schon vor sechs Jahren die Software docu tools entwickelt – eine Lösung für die Dokumentation und Koordination von Bauprozessen. Oder besser gesagt: Sie wurde gemeinsam mit Anwendern für Anwender entwickelt. Drees & Sommer, Motel One, die Stadt Wien, STRABAG verwenden das Tool heute genauso wie das Staatliche Bauamt München oder die Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium. Sogar das EWN Entsorgungswerk für Nuklearanlagen greift auf die Dokumentations-Software zurück. Der bisherige Erfolg liegt wohl auch daran, dass die Software sehr unterschiedlich eingesetzt werden kann, wie PropTech-Expertin Anita Körbler bestätigt – sie ist seit August für das Business Development & Sales zuständig: Ob für das Mängelmanagement auf einer Baustelle, die Verwaltung von Immobilien, das Gewährleistungsmanagement oder zur Dokumentation von Schlaglöchern, die Software ist immer die gleiche.
www.docu-tools.com
HologrammTisch und 3D-Stadtmodelle
Gleich zwei richtig innovative Produkte hat Meixner Imaging gebastelt. Beim jüngsten handelt es sich um einen Hologrammtisch, der Gebäude oder ganze Städte bis zu 60 Zentimeter in die Luft projiziert. Die Benutzer können in das extrem hochauflösende 3D-Bild hineinzoomen – sogar einzelne Grashalme sind noch scharf. Außerdem lassen sich ganze Objekte verschieben, und das ganze Stadtleben wie etwa der Verkehr etc. kann animiert werden. Somit ist das Teil optimal als Planungs- und Vermarktungstool einsetzbar. Neu dabei ist außerdem, dass jeder Betrachter das Modell und die Planungsvarianten dank leicht aufzusetzender Brille aus eigener Perspektive anschauen kann. Vertrieben wird das Produkt seit Kurzem in der ganzen Welt – so wie die andere Innovation aus dem Hause Meixner Imaging, das beim Wiener Naschmarkt seine Zentrale hat. Im Rahmen des 3D-Stadtmodells, das zehn Jahre lang gemeinsam mit jener australischen Firma, die den Film Avatar animierte, entwickelt wurde, wurden bereits Luftbilder und Daten von 400 Städten weltweit eingescannt. Mit einer Viewer-Software lassen sich diese Daten enorm schnell verarbeiten, und genau darin liegt der Clou: Die Software schafft es mittels einem Viewer am Rechner des Nutzers, 10 Terrabyte in Sekundenschnelle darzustellen. Das ermöglicht fotorealistische Modelle, mit denen man etwa den Ausblick eines bestimmten (noch nicht gebauten) Zimmers darstellen, die Entfernung zwischen zwei Objekten messen oder die Einbettung eines Projekts in die Umgebung (Stichwort Sichtachsen) visualisieren kann. Der Viewer kostet rund 1.500 Euro, ein individuelles Projekt zu integrieren 2.000 bis 5.000 Euro, die Basisdaten schlagen mit 5.000 Euro zu Buche. Alle digitalen 3D-Daten, etwa vom Architekten, können übernommen werden, auch mit BIM verträgt sich die Stadtvisualisierung.
https://meixnerimaging.com