Magische Orte als Büros
Trend: Neue Arbeitswelten
Wie reagieren die großen Immobilienentwickler auf den Trend der neuen Arbeitswelten? Sie werden zum Center Manager für Offices und wollen magische Orte kreieren.
Ach! Mühsam! Immer noch glauben Firmen, dass es reicht, einen Wuzzler in die Lobby zu stellen und den Gemeinschaftsraum auf lässig zu trimmen – und schon haben sie eine neue Arbeitswelt. Wie falsch! Erst langsam zeichnet sich breitenwirksam ab, dass es hier vordergründig gar nicht so um ein Immobilienthema geht. Andreas Gnesda hat das schon vor vielen Jahren auf den Punkt gebracht: „Die Leute kommen zu uns und sagen, sie wollen ein neues Büro. Dabei wollen sie ein neues Unternehmen.“ Gnesda hat sich mit seinem Unternehmen daher auch regelmäßig weiterentwickelt – vom Büroeinrichter bis zum Berater für Unternehmenskultur und Changeprozesse. Neue Arbeitswelten sind eher im Human Resource zu behandeln als in Immobilien- oder FM-Abteilungen. Letztere muss die Vorgaben dann richtig umsetzen. Immobilien-Developer stehen da natürlich vor einem großen Fragezeichen. Wie sollen sie ihre Immobilien bauen, damit sie bestmöglich auch noch Jahre später vermietet werden können? Die Immofinanz hat jedenfalls eine Antwort gefunden, wie man bestehende Assets so updaten kann, dass sie ganz in den Trend des neuen Arbeitens passen. Neben den Räumen und Angeboten gehe es vor allem um Community Management, weiß Bernhard Klein, Marketing und Brandmanagement bei der Immofinanz: „Mieter wollen Teil einer Community sein, sich am Arbeitsplatz vernetzen, Kontakte knüpfen oder sich einfach nur in einem bestimmten Lifestyle-Set ansiedeln.“ Auf einmal müsse die Immofinanz Afterwork-Events organisieren, eine Community-App programmieren, Business-Circles für die Mieter anbieten, interessante Speaker organisieren etc. Da bekommt die Büroimmobilie plötzlich so etwas wie ein Center Management …
Magische Anziehungskraft
Aber macht das überhaupt Sinn? Wo bleibt die Produktivität? Der Zukunftsforscher Winston Brill hat in einer Studie belegt, dass von 350 erfolgreichen Innovationen nur 2 Prozent in institutionellen Sitzungen entstanden sind. Das heißt, 98 Prozent aller Innovationen entstehen durch zwischenmenschlichen Austausch außerhalb von Meetings. Zusätzlich gibt es aber eine Korrelation zwischen Kommunikation und räumlicher Distanz. Die kritische Hürde liegt hier bei 30 Metern. Danach gebe es keine gemeinsame Nutzung von Kaffee-Ecken und gleichen Kopiergeräten, so Thomas J. Allen vom MIT. In einem echten Büro zusammen zu arbeiten macht also trotz Videomeetings und virtueller Projektteams Sinn. Darüber hinaus werden innovative Büros auch Kultur erzeugen können, also Identifikation mit dem Unternehmen schaffen. „Implicit Office“ nennen es die Signa und das Zukunftsinstitut in einer umfassenden schriftlichen Abhandlung über die Bürozukunft. Darin heißt es: „Das Ziel ist, ein Ort zu sein, der anziehend wirkt und an dem man sein ‚muss‘. Und dies nicht, obwohl die Welt immer virtueller und mobiler wird, sondern genau deshalb.“ Signa versucht die Erkenntnisse aus der Studie in einigen ihrer Projekte umzusetzen, allen voran im The Icon Vienna und im Austria Campus, offensichtlich mit Erfolg, denn die Vermietung läuft bestens und der Chief Financial Officer der BAWAG P.S.K., Anas Abuzaakouk, meinte unlängst, dass das Gebäude The Icon Vienna (in das die Bank einziehen wird) ganz der Neuausrichtung des Geschäftsmodells hin zu einer modernen, innovativen, effizienten Bank entspreche. Eine solche strategische Wende, weg vom alten Ego-Denken, hin zu einer kollektiven Wissensarbeit für einen gemeinsamen Erfolg, lässt sich bei immer mehr Konzernen ablesen. „You will be what you share not what you earn“, wird Innovations- und Kreativitätsvordenker Charles Leadbeater in der Implicit-Office-Publikation der Signa und des Zukunftsinstituts zitiert. Bis echte Kollaboration und „die Weisheit der Vielen“ in allen Büros tatsächlich gelebt wird, werden aber noch einige Wuzzler als Feigenblatt in der Lobby aufgestellt werden. Weil leicht ist es nicht, den Shift zu schaffen. Zwei Generationen prallen aufeinander, die einen mit viel Lebenserfahrung und dem Schock, dass die Welt auf digital umgestellt wird, die anderen mit einer völlig neuen Herangehensweise und Art der Zusammenarbeit. Dass beide miteinander dialektisch umgehen, dafür müssen die Unternehmenskultur bzw. die Human-Resource-Verantwortlichen Sorge tragen. Die richtigen Räume dafür gibt es zumindest schon.