Massives Potenzial in Unternehmensimmobilien
Betriebe brauchen Immobilien, damit sie ihrem Geschäft nachgehen können. Dass diese einen enormen Faktor im gesamtwirtschaftlichen Gefüge ausmachen, zeigt eine Studie auf.
„Die volkswirtschaftliche Bedeutung von Corporate Real Estate wird massiv unterschätzt“, so die Schlussfolgerung einer Studie, die am Lehrstuhl für Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre der Uni Darmstadt durchgeführt wurde. Dabei umfasse Corporate Real Estate – also jene Immobilien, die von Unternehmen genutzt werden, die nicht Immobilien selbst zum Geschäftszweck haben – etwa ein Drittel aller deutschen Gebäude. Und sie sind damit wertmäßig wichtigster Posten der betrieblichen Infrastruktur. Für Österreich seien diese Ergebnisse genauso gültig und umlegbar, bestätigt Studienautor Andreas Pfnür. Für Deutschland schätzt Pfnür den Wert von Unternehmensimmobilien auf rund 3.000 Milliarden Euro. Das bedeutet, dass Unternehmensimmobilien einen besonders hohen Einfluss auf die gesamte Produktivität der deutschen oder eben auch österreichischen Volkswirtschaft haben. So sind die Betriebe wichtiger Marktpartner der Bau- und Immobilienwirtschaft. Auf 10 Mitarbeiter deutscher Unternehmen entfällt ein Mitarbeiter, der mit der Bereitstellung von Corporate Real Estate beschäftigt ist. Die Bereitstellung von Corporate Real Estate hat den Deutschen in den letzten 11 Jahren jährliche Neubauinvestitionen in Höhe von durchschnittlich 16 Milliarden Euro verursacht. Aufgrund eines Beschäftigungsmultiplikators von 2,6 ist daraus eine gesamtwirtschaftliche Nachfrage von durchschnittlich 43 Milliarden Euro pro Jahr hervorgegangen. Und: Durchschnittlich sind je nach Branche 10 bis 20 Prozent der Gesamtkosten der Betriebe immobilienbezogene Kosten. Immobilienkosten betragen je nach Branche durchschnittlich zwischen 3 und 5 Prozent der Umsätze. In vielen Unternehmen sind immobilienbezogene Kosten damit nach den Personalkosten der zweitwichtigste Kostenblock.
13 Prozent mehr Produktivität
Befragungsergebnissen unter deutschen Corporate-Real-Estate-Managern zufolge beträgt das Potenzial zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität durch ein optimiertes Management der betrieblichen Immobilien durchschnittlich 13 Prozent. Wiederum für Deutschland gerechnet: Bezogen auf eine jährliche Lohnsumme von 1.200 Milliarden Euro entspricht das immobilienwirtschaftliche Potenzial der Corporates zur Steigerung der Arbeitsproduktivität einem absoluten Betrag von ca. 178 Milliarden Euro pro Jahr. Dieses Arbeitsproduktivitätssteigerungspotenzial entspricht dem kumulierten Arbeitsproduktivitätszuwachs der letzten 18 Jahre. „Bei Fragen nach der internationalen Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft sei bislang vordringlich über Lohnnebenkosten, Bildungsniveau, Innovationsfähigkeit, Energiekosten und die öffentliche Infrastruktur diskutiert worden“, so Pfnür. Angesichts eines demografiebedingt schwindenden Arbeitskräfteangebots wird der Steigerung der Arbeitsproduktivität eine zentrale Bedeutung zur Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit eines europäischen Standorts zukommen. Auch wenn nur ein Bruchteil der von den CRE-Managern identifizierten Potenziale realisiert werden sollte, so kann die Immobilienwirtschaft hier zukünftig einen wichtigen Beitrag zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft leisten.
Auch der Staat ist gefordert
Damit es aber so weit kommt, müssen noch einige Hürden überwunden werden, stellt das Gutachten weiter fest. Drei Hürden führt der Studienautor an. Neben diesen Hindernissen, die es zur Steigerung der Effizienz von Corporate Real Estate zu überwinden gilt, könne auch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen durch den Staat zu mehr Effizienz im betrieblichen Immobilienmanagement beitragen – etwa im Bereich der Kapitalmarktregulierung.
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